Peru – Teil 1 Grenze – Trujillo

Am 26.08. kamen wir gegen Mittag in Perú an. Am Schlagbaum stellten wir unsere Maschinen ab und fragten nach der richtigen Reihenfolge der Grenzformalitäten. Wir sollten erst zur Immigration und dann zum Zoll. Problem bei der Immigration war aber: Dort war keiner. Also fragten wir beim Zöllner, der auf die Uhr schaute und sagte, dass der Grenzbeamte wohl gerade beim Mittag sei, unglaublich, eine Grenze und der einzige Grenzer ist zu Tisch ! Wir konnten auch nicht die Zollformalitäten vorziehen, alles muss streng nach Vorschrift vor sich gehen. Also lungerten wir gut eine halbe Stunde vor dem Immigrationsschalter herum, bevor es dann endlich los ging. Nach insgesamt zwei Stunden hatten wir dann alles erledigt und konnten einreisen.  
 
Unsere Tagesplanung führte uns bis nach San Ignacio, wo wir für eine Nacht Quartier bezogen. Von dem Ort waren wir eher schockiert, laut, dreckig und einfach nicht schön. Leider war es nicht möglich, Geld abzuheben. Irgendwie nahm der Automat unsere Teamkassen-Karte nicht an. Also wechselten wir am Schalter ein paar Dollar um, die wir vorsorglich im Gepäck hatten, um liquide zu sein. Schnell noch eine peruanische SIM-Karte holen, zu Abend essen und dann ab ins Bett. Am nächsten Tag flüchteten wir schnell aus dieser komischen Stadt und hofften auf Besserung.  
 
Am 27.08. hatten wir eine relativ lange Etappe nach Chachapoyas auf dem Programm, die noch länger wurde, weil wir einen Abzweig verpassten. Dafür hatten wir dann aber auf dem Umweg ein nettes Straßenlokal gefunden, in dem es richtig leckeren Kaffee aus einer neuen Siebträgermaschine gab. So hatte der Umweg wohl seinen Sinn. Zuvor waren wir durch Jaén gefahren und wollten dort eigentlich einen Kaffee trinken, ein hoffnungsloses Unterfangen. Noch eine hässliche, laute und dreckige Stadt, die Ernüchterung über unser drittes Reiseland war groß.  
 
In Chachapoyas waren wir für drei Tage in einem netten Hostel (www.casakuelap.com). Die Unterkunft (und vor allem das Frühstück) war relativ einfach gestrickt, aber irgendwie nett. Chachapoyas war der erste peruanische Ort, der uns einigermaßen gefiel, auch eine ganz ansehnliche „Plaza de Armas“ (Waffenplatz) mit angrenzenden Fußgängerstraßen gab es. Wir waren beruhigt und guter Hoffnung bezüglich der weiteren peruanischen Städte auf unserer Reise. Von Chachapoyas aus unternahmen wir zwei organisierte Touren. Am 28.08. ging es nach Kuelap, einer Festungsanlage mit ca. 500 Rundhäusern aus der Zeit der Chachapoya (ca. 900 – 1.400 n. Chr.). Die Anreise erfolgte mit Perús erster und bislang einziger Seilbahn, für die mitreisenden Peruaner eine sehr aufregende Erfahrung, die intensiv in Fotos uns Videos festgehalten wurde. Leider gab es im April an einer Flanke von Kuelap einen Einsturz der Umfassungsmauer, so dass der Zugang ins Dorf nicht mehr möglich war. Uns blieb nur der Aufstieg an den Fuß der Anlage und die Besichtigung des Nachbaus eines Rundhauses. 
 
Am 29.08. stand ein Ausflug zum Wasserfall Gocta auf dem Programm, wofür eine über zweistündige Wanderung durch die Wildnis erforderlich war, die sich aber lohnte. Der Ausblick auf einen der größten Wasserfälle der Welt (771 Meter Fallhöhe) war schon imposant, auch wenn der Rückweg (wieder über zwei Stunden) schon an den Kräften zehrte.  
 
Am 30.08. machten wir uns auf den Weg durch die Kordilleren in Richtung Küste. Wir hatten beschlossen, zu schauen, wie wir vorankommen, um dann entweder bis Cajamarca durchzufahren oder unterwegs noch einmal Quartier zu beziehen. Schnell war klar, dass die zweite Variante erforderlich war. Die sehr schmale Straße führte uns rauf und runter, durch traumhafte Landschaften (eine der schönsten Etappen bisher). Das Navi zeigte am Ende einen Höhenunterschied von mehr als 2.700 Metern und einen Temperaturunterschied von 25 °C an. Wir hatten bereits festgestellt, dass die Peruaner (sofern man das verallgemeinern darf) einen wenig rücksichtsvollen Fahrstil haben. Auf den engen Bergstraßen resultierte daraus der nächste „Zwischenfall“. Ein PKW-Fahrer war der Meinung, er müsse nicht unbedingt an einer etwas breiteren Stelle warten, um uns vorbeizulassen. Also mussten wir uns ganz rechts auf der Asphaltkante an ihm vorbeischlängeln. Matthias rutschte von der Kante ab und landete in einem ca. 40 cm tiefen Graben, zum Glück ohne Folgen für die Maschine und ihn. Nach einigen Versuchen gelang es dann auch, die Maschine wieder aus dem Graben herauszufahren und die Fahrt fortzusetzen. Die Tagesetappe endete in Celendín, dem nächsten, nicht besonders hübschen Ort. Am nächsten Morgen ging es dann weiter nach Cajamarca. Wir hatten ein Hotel in zentraler Lage gebucht, um die angeblich schönen Gassen der Stadt erlaufen zu können, die wir aber weitestgehend vergeblich suchten. Die Plaza de Armas von Cajamarca ist sehr schön und der Ausblick vom Mirador der Stadt ist auch einen Ausflug wert, aber der Rest reihte sich für uns in die bisherigen Erlebnisse von peruanischen Städten ein. Schön war die Begegnung mit einigen Kindern, die vom Mirador aus ihre Drachen steigen ließen und uns ganz neugierig ausfragten. 
 
Am 01.09. stand ein Ausflug in den angrenzenden Ort Baños del Inca an, um in der dortigen Therme zu entspannen. Unsere Erwartungshaltung war groß, da die Therme in den höchsten Tönen gelobt wurde. Schon der letzte Inka-König Atahualpa verbrachte dort viel Zeit, bis die Spanier ihn in Cajamarca hinrichteten. Die Therme war für europäische Verhältnisse auch eher „bescheiden“, aber ein wenig Entspannung tat trotzdem gut. Auf dem Rückweg schauten wir dann noch an den Ventanillas de Otuzco (die Fensterchen von Otuzco) vorbei, einer archäologischen Stätte in der Nähe, wo in den Felsen gehauene Grabstätten bewundert werden können. 
 
Freitag ging es dann von Cajamarca (2.750 Meter Höhe) durch die Berge (max. 3.221 Meter) nach Trujillo an der Küste, also auf Meeresspiegel. Der Streckenabschnitt an der Küste, Teil der legendären Panamericana, war zwar gut ausgebaut, aber ansonsten ziemlich öde und erinnerte uns eher an einen Wüstenstaat, kilometerweit nichts außer Sand (und Müll bzw. Bauschutt). In Trujillo hatten wir uns ein etwas besseres Hotel im Villenviertel ausgesucht, eine gute Entscheidung. Der Verkehr war ähnlich chaotisch wie anderorts und die Innenstadt laut und dreckig. Nur die Plaza de Armas wird offensichtlich gehegt und gepflegt und sticht etwas heraus. Wir ließen es relativ entspannt angehen und übertrieben die Aktivitäten nicht besonders, es machte sich auch reichlich Ernüchterung über unser drittes Reiseland breit. Es konnte nur besser werden. Am Sonntag stand die Besichtigung von Chan Chan (Hauptstadt der Chimú, ca. 1.300 n. Chr. bis zur Einnahme durch die Inka) sowie ein Ausflug zum Strand von Huanchaco auf dem Programm, bevor es am 05.09. per Flug ins Amazonas-Gebiet nach Iquitos ging. Darüber berichten wir dann im nächsten Blog. 

4 Responses

  1. Thomas Cziep
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    Wieder sehr beeindruckende Bilder. Macht weiter so.

  2. Frank
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    Hallo Ihr Drei,
    hallo Gerd,
    tolle Bilder und Videos, die den Eindruck erwecken, dass Ihr eine Menge erlebt auf Eurem Weg in Südamerika.
    Möge weiterhin alles glatt und ohne Probleme laufen.
    Bleibt gesund, macht erfolgreich weiter und weiterhin viel Spaß bei den nächsten Erlebnissen.
    Aus Sifi mit sonnigen Grüßen
    Frank

  3. Peter Kehle
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    Wieder ein ausführlicher Blog, der u.a. auch Einblick in den Fahrstil der peruanischen Verkehrsteilnehmer gibt. Sehr interessant sind neben den landschaftlichen Schönheiten, auch die mit der Helm-Kamera gedrehten Videos. Bleibt weiterhin gesund und natürlich auch unfallfrei.

  4. Uwe
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    Bis jetzt machen die GS ihren Job ja anscheinend ganz gut. Erstaunlich, dass Peru sich bis jetzt eher nüchtern darstellt. Sind schon gespannt auf euren Regenwald Bericht……

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