Peru – Teil 4 Ica – Grenze

Am 25.09. ging es also in Richtung Cusco. Da ca. 800 km Entfernung zurückzulegen waren, entschieden wir uns, die Route in 3 Tages-Etappen zu bewältigen. Da wir auf der Karte nicht besonders viele Orte für Zwischenstopps entdeckt hatten, war die Auswahl für die Übernachtungen schnell getroffen. Die erste Nacht verbrachten wir in Puquío. Die Hotelzimmer waren sehr einfach und es gab keine Heizung. Nachts sank die Zimmertemperatur auf 13 Grad, so dass wir unsere Schlafsäcke auspackten und „Indoor-Camping“ machten. Der zweite Stopp war dann in Abancay, wo das Hotel etwas angenehmer war. Am Dienstag kamen wir dann mittags in Cusco an und bezogen Quartier. Für die Tage dort waren wir mit Patrick (Matthias‘ Patensohn), Marleny (seiner Mutter) und Sara (seiner Tante) verabredet. So verbrachten wir sechs schöne Tage in größerer Runde.  
 
In Cusco waren wir viel in der historischen Altstadt unterwegs, die sehr schön ist. Magischer Anziehungspunkt ist hierbei die große „Plaza de Armas“ (Waffenplatz) mit Kathedrale und vielen Boutiquen, Cafés und Restaurants. Wir entschieden uns auch, eine Stadtrundfahrt mit dem Bus zu machen, die sich dann aber mehr als „Kaffeefahrt“ mit Verkaufsprogramm herauskristallisierte. Aber wir sahen trotzdem eine Menge Schönes. Wir nutzten die Zeit in Cusco außerdem, um uns neue Reifen auf die Motorräder ziehen zu lassen.  
 
Hauptprogrammpunkt unseres Cusco-Aufenthalts war aber die organisierte Tour ins Valle Sagrado (heiliges Tal) und nach Machu Picchu. So ging es am 30.09. morgens mit unserem Guide Juan, der total klasse war, los und wir besichtigten zunächst eine Kunsthandwerk-Genossenschaft, wo insbesondere Alpaca-Kleidung hergestellt wurde. Von dort aus ging es dann weiter zu den Salzterrassen von Maras, einem Mosaik aus ca. 4.000 Salzfeldern, die von den Landwirten vor Ort „bewirtschaftet“ werden, ein wirklich beeindruckender Anblick. Weiter ging es dann zur archäologischen Inka-Stätte von Moray. Die Anlage der dortigen Terrassen zu Bewirtschaftungszwecken war genial. So verwendeten die Inka eine Art von Bewässerungs- und Drainagesystem, das eine ausreichende Wasserversorgung der Anpflanzungen ermöglichte. Nach einem sehr guten Mittagsbuffet in Urubamba ging es am frühen Nachmittag nach Ollantaytambo, einer sehr gut erhaltenen Ruinenstadt der Inka-Zeit. Von dort aus startete dann auch unsere Zugfahrt nach Aguas Calientes, von wo aus die Besichtigung von Machu Picchu startete. Am Bahnhof verabschiedeten wir uns von Juan und dankten ihm für die tolle Tour durch das heilige Tal. 
 
In Aguas Calientes bezogen wir Quartier im Hatun Inti Boutique, ein echt schönes Hotel, viel zu schade für nur eine Nacht. Am 01.10. ging es dann früh morgens (5:15 Uhr) mit unserem deutschsprachigen Guide Darwin per Shuttle-Bus hoch nach Machu Picchu. Wir waren etwas unter Zeitdruck, da Olaf, Gerd und Patrick bis 8:00 Uhr den Kontrollpunkt für den Aufstieg auf den namensgebenden Berg Machu Picchu passieren mussten. Also drückte Darwin etwas auf die Tube und scheuchte uns durch die „verlorene Stadt“. Machu Picchu kann man eigentlich nicht mit Worten beschreiben, die Bilder sprechen für sich. Der Aufstieg mit einem Höhenunterschied von 650 Metern war anstrengend, aber die Aussicht von oben war es wert. Matthias blieb mit Marleny und Sara „unten“ (immerhin auch auf 2.430 Metern Höhe) und nutzte die Zeit für intensive Foto-Sessions. Mittags ging es dann wieder nach Aguas Calientes hinunter, von wo aus wir gegen 16 Uhr die Rückfahrt nach Cusco antraten, die uns endlos vorkam.  
 
Den folgenden Tage nutzten wir alle zum Entspannen und für Besorgungen. Am Abend kehrten wir zum zweiten Mal während unseres Aufenthalts an der Plaza de Armas ins Restaurant Hanz ein, das hier eine namentliche Erwähnung verdient. Die Rechnung fiel etwas höher aus, aber das Essen, die leckeren Cocktails und die Atmosphäre mit abendlichem Blick auf die Plaza war jeden Sol wert. Wir wurden bei beiden Besuchen von der guten Fee Veronica sehr liebevoll bewirtet. 

Am 03.10. hieß es dann Abschied nehmen von Marleny, Sara und Patrick, die mittags die Rückreise nach Trujillo antraten. Chicos, hemos gozado muchisimo pasar estos días con Ustedes. Tuvimos un tiempo bien divertido y alegre, muchas gracias por su compania linda. Für die „Tres Aventureros“ ging es zur gleichen Zeit weiter nach Sicuani, einer relativ kurzen Etappe. Von dort aus erkundeten wir am 04.10. die Rainbow Mountains. Wir entschieden uns für den weniger berühmten Pallcoyo, da man diesen per Motorrad erreichen kann. Für die bekanntere „Schwester“ Vinicunca wäre eine mehrstündige Wanderung auf einer Höhe bis über 5.000 Metern erforderlich gewesen. Auch der Pallcoyo war beeindruckend. Die Berge weisen aufgrund von verschiedenen Gesteinsschichten und Wettereinflüssen verschiedene Farben auf, ein bemerkenswerter Anblick. Olaf und Matthias verzeichneten vor Ort einen neuen persönlichen Höhenrekord mit über 4.800 Metern, der aber nicht lange Bestand haben sollte. 
 
Am 05.10. ging es weiter in Richtung Süden bis zum Cañon de Colca. Der Weg dorthin war etwas beschwerlich, da wir einen unerwartet langen Offroad-Anteil zurücklegen mussten. Dies zudem noch auf einer Höhe von über 4.000 Metern. Irgendwann brach bei Matthias das Vorderrad aus und er legte bei über 40 km/h eine Rutschpartie auf Schotterpiste hin. Dank Sturzbügel und Koffer sowie guter Kleidung blieb der Unfall nahezu ohne Folgen, nur der linke Koffer hat seitdem eine dicke Beule. Weiter ging die Fahrt auf bis zu 4.910 m (neuer Höhenrekord für Olaf und Matthias) mit beeindruckendem Rundum-Blick auf sechs Vulkane, von denen einer während unseres Aufenthalts prompt auch noch Asche spuckte, der Wahnsinn. Am Nachmittag kamen wir in unserer Unterkunft, der „Colca Trek Lodge an (www.colcatreklodge.com), wieder ein Hotel, das für lediglich eine Übernachtung viel zu schade war. Am 06.10. starteten wir früh zum 10 Minuten entfernten Mirador Cruz del Condor. Schon bei unserer Ankunft schwebten mehrere Anden-Condore über unseren Köpfen, ein einmaliges Schauspiel. So viele Bilder und Videos in so kurzer Zeit schossen wir an keinem anderen Ort. Nachdem sich die imposante Vögel irgendwann verzogen hatten, setzten wir unsere Fahrt in Richtung Arequipa fort, wo wir uns für drei Tage trennten. Matthias blieb für ein Wiedersehen mit Gabi ♥️, die wir auf der Amazonas-Tour kennengelernt hatten, in Arequipa, Gerd und Olaf quartierten sich vor den Toren der Stadt ein und erkundeten von dort aus die Umgebung. Unter anderem haben die Beiden den Rio Chili über eine rasante Rafting-Tour erkundet. Am Sonntag stieß dann Matthias wieder zum Team. Abends ging es dann zum „Abschiedsessen“ in die Altstadt von Arequipa. 
 
Olaf hatte aus familiären Gründen entschieden, die Reise abzubrechen und zurück nach Deutschland zu fliegen. So war der 09.10. leider der letzte Abend zu Dritt. Olaf, Du wirst uns echt fehlen 😪😪!!!   
 
Olaf und Matthias verbrachten dann noch einen ruhigen und sonnigen Pool-Tag im Hotel, während Gerd sich entschlossen hatte, in einer 2-Tages-Tour den Chachani (6.075 Meter) zu besteigen, eine erneute Kraft- und Meisterleistung. Am 11.10. brach Olaf dann in Richtung Lima auf, von wo aus der Rücktransport seiner Maschine erfolgen sollte. 
 
Für Gerd und Matthias ging es am 12.10. weiter nach Puno an den Titicacasee. Nachdem wir uns aus dem Stadtverkehr von Arequipa herausgekämpft (echt ätzend) und den Anstieg zum Altiplano mit gefühlt 100 Überholmanövern hinter uns hatten, konnten wir auf einer Höhe von 4.000 – 4.500 Metern 200 km lang unsere insgesamt 272 Pferde etwas laufen lassen, bevor wir am frühen Nachmittag in Puno (immerhin auch noch auf über 3.800 Metern) am Ufer des Titicacasees landeten. Wir kümmerten uns dann noch um die Registrierungsformalitäten und die Hotelbuchung für Bolivien. Am Donnerstag stand ein Ausflug auf den See mit Besuch der schwimmenden Dörfer der Uro auf dem Programm. Wir erhielten einen guten Einblick in die Installation der Inseln, von denen es vor Puno ca. 150 Stück gibt. Das Ganze lief aber ziemlich „touristisch“ ab, sogar die Kinder wurden zu Vermarktungszwecken einbezogen. Trotzdem war es ein schöner Ausflug auf den See und sehr informativ. Fast alles auf den Inseln wurde aus Schilf hergestellt. Aber auch hier waren einige Fortschritte nicht aufzuhalten. So wurden Solar-Paneele installiert, um abends Licht im Haus zu haben und …. die Smartphones zu laden !!! Am Nachmittag fuhren wir mit den Motorrädern noch zum nahegelegenen Ort Sillustani, in dem um 600 n. Chr. die Toten in Grabtürmen (chullpas) bestattet wurden. Der höchste Turm ist 12 Meter hoch. Am Spätnachmittag / Abend widmeten wir uns dann ein wenig dem Blog, da Ihr alle bestimmt schon sehnsüchtig auf den nächsten Bericht gewartet habt. Am 14.10. ging’s dann entlang des Titicacasees zur nahegelegenen Grenze zu Bolivien. Dort angekommen, wurden wir erstmal zurückgeschickt. Die gemeinsame Grenz- und Zollabfertigung beider Länder befand sich nicht unmittelbar an der Grenze, sondern 3 km entfernt innerhalb von Perú, sehr ungewöhnlich. An der Kontrollstelle hatten wir dann einige Fahrzeuge vor uns, insbesondere ein Paar aus Brasilien, das ebenfalls mit zwei GS Adventure unterwegs war und eine Gruppe brasilianischer Harley-Fahrer, mit denen wir uns nett unterhielten. Die ganze Aktion dauerte insgesamt ca. 2 ½ Stunden, bevor wir dann wieder zurück zum eigentlichen Grenzübergang fahren und nach Bolivien einreisen konnten. Der Bolivien-Bericht folgt dann in ca. 14 Tagen.  
 
Fazit Perú 
Als wir am 26.08. nach Perú einreisten, waren unsere ersten Eindrücke durchweg negativ. Leider änderte sich im Laufe der Zeit nicht so viel an unserer Meinung. Das Land hat geschichtlich, kulturell und landschaftlich so viel zu bieten, aber irgendwie hat man den Eindruck, dass die Menschen das nicht zu würdigen wissen. Fast überall liegt Abfall herum, der einfach am Straßenrand abgeladen wird. Umweltschutz scheint ein Fremdwort zu sein. Dazu kommt der bis dahin aggressivste und kompromissloseste Fahrstil. Viele schmücken ihre Autos mit religiösen Sprüchen wie „Gott beschützt mich“ oder „Jesus liebt Dich“, aber fahren tun sie wie die Teufel. Die meisten Städte sind sehr unansehnlich. Die Häuser machen den Eindruck, dass sie entweder halb fertig oder halb zerstört sind. Erst südlich von Lima und insbesondere in Cusco und Arequipa fühlten wir uns etwas wohler, da man offensichtlich etwas mehr auf Sauberkeit und Optik achtet, zumindest in den Innenstädten. Man hat den Eindruck, dass die Peruaner/innen gleichgültig mit vielem umgehen. Vielleicht ist dies auch der Politik geschuldet, wo im Anschluss an die Amtszeit vieler Akteure (auf allen Ebenen vom Bürgermeister bis zum Präsidenten) oft wegen Korruption ein Aufenthalt im Knast folgt. Es wäre dem Land zu wünschen, dass sich das Eine oder Andere zum Besseren wendet. 

2 Responses

  1. Bettina
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    Das stimmt, ich habe schon auf die Fortsetzung gewartet! Unglaubliche Bilder, die Berglandschaften und sind einmalig schön..witzig, die ganzen Strohhütten am See, es ist immer faszinierend, was die Leute aus vorhandenem natürlichen Rohstoff alles machen. Bin gespannt auf den ersten Bericht aus Bolivien!

  2. Manfred Reichard (Fred)
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    Hallo zusammen,
    mit Bewunderung habe ich mir das Video Peru Teil 4 angeschaut und bin begeistert von dem tollen Aufnahmen.
    Der ausführliche Bericht im Blog unterstützt zusätzlich eure Erlebnisse und Eindrücke.
    Ich hoffe ihr könnt eure Tour auch weiterhin (-wenn auch nur zu zweit) ohne größere Zwischenfälle fortsetzen.
    Schön heute freue ich mich auf eure weiteren Beiträge aus Bolivien.
    VG Fred

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