Ecuador – Teil 2 Festland

Über unseren Aufenthalt auf den Galapagos-Inseln hatten wir in unserem letzten Blog ausführlich berichtet, hier nun unser Bericht über „Festland-Ecuador“.  
 
Nachdem wir die stressigen Grenzformalitäten hinter uns hatten, ging es am 08.08. erstmal bis nach Ibarra bzw. an die Laguna de Yahuarcocha. Von Barbara und Robert (vgl. Kolumbien Teil 1) hatten wir den Tipp bekommen, dass die dortige „Finca Sommerwind“ (www.finca-sommerwind.info) von Deutschen betrieben wird, leider waren unsere Gastgeber gerade in Deutschland. Wir quartierten uns in einer Cabaña und einem „Tiny House“ ein und ärgerten uns etwas, dass wir bereits die weitere Terminplanung festgezurrt hatten, was aber wegen der Galapagos-Reise auch erforderlich war. Die Finca Sommerwind ist ein toller Ort, um ein paar Tage die Seele baumeln zu lassen. Nur die Rennstrecke, die quasi direkt an der Finca vorbeiführt, empfanden wir als störend. Die nette Ecuadorianerin, bei der wir eingecheckt hatten, war auch für die Zubereitung der Speisen zuständig. Leider war sie, als wir zum Abendbrot erschienen, zu einem Termin in Ibarra und kam und kam nicht zurück. Also machten wir uns mit dem Hausmeister auf ins nächste Dorf, um etwas Essbares zu organisieren. Alle Restaurants waren geschlossen, da gerade Volksfest (San Juanes) stattfand. Also machten wir uns auf zum sehr gut besuchten Festplatz und organisierten dort unser Abendbrot. Ein paar Mädchen am Pizza-Stand bewunderten uns minutenlang, insgesamt waren wir wahrscheinlich eine weitere „Attraktion“ auf dem Rummelplatz. 
 
Am nächsten Morgen ließen wir es relativ ruhig angehen und starteten erst gegen Mittag in Richtung Quito. Auf dem Weg dorthin hielten wir am „Mitad del Mundo“, dem Mittelpunkt der Erde. Das war also der Moment, an dem wir den Äquator überquerten und uns dann nur noch auf der südlichen Halbkugel aufhielten. Die Fahrt nach Quito hinein war dann, wie die ganze Fahrt in Ecuador bis dahin, ziemlich entspannt. Die Straßen waren sehr gut ausgebaut und in gutem Zustand, der Verkehr überschaubar. Wir waren sehr überrascht, da wir von Kolumbien etwas anderes gewohnt waren. Auch die Landschaft war traumhaft, irgendwie war es „Liebe auf den ersten Blick“.  
 
Quito ist eine, im Vergleich zu vielen kolumbianischen Städten, sehr ruhige und angenehme Stadt. Unsere Motorräder waren sicher in der Hoteltiefgarage untergebracht, die Stadt erkundeten wir per Taxi bzw. zu Fuß. Toll war der Blick vom „Panecillo“ hinab auf das historische Stadtzentrum und die immense Nord-Süd-Ausdehnung von Quito über 50 km – Ost-West-Ausrichtung lediglich ca. 4 km. 
 
Am 11.08. ging es dann sehr früh zum Flughafen, von wo aus unser Galapagos-Trip startete, über den wir bereits berichteten. Die Motorräder durften wir in der Hoteltiefgarage lassen. 
 
Nach unserer Rückkehr von den Inseln hatten wir noch zwei Tage bzw. drei Nächte in Quito eingeplant, um das eine oder andere in der Stadt bzw. im Umland zu besichtigen. Am Ende standen „nur“ der Besuch des Hausbergs Pichincha (ca. 4.000 m über NN) und ein Ausflug an den Fuß des zweithöchsten Bergs/Vulkans Cotopaxi auf der Agenda. Über Tripadvisor hatten wir tolle Restaurants entdeckt, das Essen war deutlich teurer als in Kolumbien, aber sehr lecker.  
 
Am 19.08. kamen dann mal wieder unsere Bikes zum Einsatz, die – mit Ausnahme des Cotopaxi-Ausflugs – die ganze Zeit nicht bewegt wurden. Es ging weiter in Richtung Süden zur „Laguna Quilotoa“, einem traumhaften Bergsee im Krater eines Vulkans auf fast 4.000 Meter Höhe. Die Aussicht war beeindruckend. Am Nachmittag ging es dann weiter nach Ambato, wo wir für eine Nacht Quartier bezogen. Nachdem bei Matthias die (selten benutzte) Fußbremse ohne Funktion war, suchten wir noch eine Biker-Werkstatt auf und der erste kleine technische Defekt wurde fachgerecht beseitigt.  
 
Am nächsten Morgen ging es dann weiter zum höchsten Berg/Vulkan Ecuadors, dem Chimborazo (6.263 m). Leider durften wir auch hier, wie schon am Cotopaxi, im Gegensatz zu Autos nicht näher an den Vulkan heranfahren, so dass wir die Aussicht auf den Gipfel auf ca. 4.400 Meter genossen. Erstaunlicherweise verkrafteten wir die Höhe ohne Probleme, schauen wir mal, wie es später auf unserer Reise wird, wenn wir die 5.000er Marke knacken. 
 
Vom Chimborazo ging es dann weiter nach Ingapirca, wo wir einen ganzen Tag (2 Nächte) einplant hatten, um uns die Inka-Ruinen anzuschauen und ein wenig zu chillen. Das Hotel hielt jedoch nicht, was es auf den Bildern versprach und für den Rundgang durch die recht überschaubaren Ruinen war auch nicht mehr als eine Stunde erforderlich. Also beschlossen wir, unseren Aufenthalt abzukürzen und einen Tag früher nach Cuenca weiterzufahren. In Ingapirca hatten wir Lili und Gabi aus Cuenca kennengelernt und Telefonnummern ausgetauscht. In Cuenca angekommen, verabredeten wir uns und die beiden zeigten uns „ihre“ Stadt, die sehr schön und sauber war. Der Abend mit Lili und Gabi war toll und feucht-fröhlich (Chicas, muchisimas gracias por enseñarnos su ciudad y por un día tan divertido y inolvidable). Beeindruckend war auch der Ausflug auf den Aussichtspunkt, von dem aus man einen tollen Blick auf die Lichter der Stadt am Abend genießen konnte.  
 
Nachdem Matthias schon in Süd-Kolumbien und in den ersten Tagen in Ecuador mit einem Infekt zu kämpfen hatte, war nun Olaf an der Reihe. Die ständigen Höhen- und insbesondere die Temperatur-Unterschiede hinterließen ihre Spuren. Den Tagesausflug in den Cajas-Nationalpark vor den Toren von Cuenca und Besichtigung von zwei schönen Lagunen machten wir also zu zweit, Olaf regenerierte etwas.  
 
Am 23.08. ging es dann weiter nach Vilcabamba, einem Ort von dem auch Lili und Gabi schwärmten und wir wurden nicht enttäuscht. Zunächst konnten wir nicht zu unserer Unterkunft fahren, da an der Zufahrtsstraße noch für ca. 2 Stunden Bauarbeiten stattfanden. Also drehten wir um und fuhren zum zentralen Platz, dem Parque de Vilcabamba. Kaum hatten wir unsere Motorräder abgestellt, wurden wir das erste Mal auf Deutsch angesprochen, ein Freiburger, der mit einer Ecuadorianerin verheiratet ist und jedes Jahr nach Ecuador reist. Kurz darauf trafen wir noch einen Deutsch-Kanadier, der seit einigen Jahren in der Stadt lebt. Ein Biker-Kollege aus Schweden machte auch noch kurz die Aufwartung. In Vilcabamba leben offensichtlich sehr viele Ausländer, das Klima ist sehr angenehm und angeblich werden die Einwohner hier sehr alt. Am späten Nachmittag starteten wir dann einen neuen Versuch, unsere Unterkunft zu erreichen und waren beeindruckt. Die Hostería Villa Beatriz (www.villabeatriz.com.ec), benannt nach unserer Gastgeberin Doña Beatriz, war ein Traum. Wir beschlossen sofort, aus unserem eintägigen Aufenthalt einen zweitägigen zu machen und genossen die tolle Aussicht und das sehr angenehme Wetter. Am Mittwoch nutzten wir den Traumtag zum Chillen und waren nur kurz zu Fuß in der kleinen Stadt, um uns mittags etwas zu stärken. Am Donnerstag sollte es dann früh in Richtung Grenze gehen. So hatten wir das Frühstück für 7:00 Uhr bestellt und machten uns um 8:00 Uhr auf den Weg. Leider war die Fahrt am Ortsausgang schon zu Ende. Ein kleiner unaufmerksamer Moment sorgte für einen Auffahrunfall von Olaf, der einen deutlichen Schaden an seinem Motorrad hinterließ. Nachdem wir uns mit dem Unfallbeteiligten geeinigt hatten, ging es die paar hundert Meter zurück in den Ort, wo wir in Daniel einen tollen Motorrad-Schrauber fanden, der uns den defekten Kühler notdürftig flickte (Muchas gracias Daniel por tu ayuda grande, ojala lo podemos hacer hasta Trujillo). Da die ganze Aktion mehrere Stunden dauerte, quartierten wir uns erneut bei Beatriz ein und genossen einen weiteren Abend in ihrer tollen Villa. Am Freitag ging es dann wieder früh auf die Reise. Beatriz erzählte uns, dass in Richtung Grenze lange keine Tankstelle kommt. Also entschieden wir uns, ca. 10 km in die falsche Richtung zu fahren und „auf Nummer Sicher“ zu gehen. Ca. 50 km vor der Grenze hörte dann die asphaltierte Straße auf uns es folgte der uns bereits avisierte Offroad-Anteil. Ganz kurz vor der Grenze hat dann Gerd’s Vorderrad verrückt gespielt und er landete seitlich in einem kleinen Graben. Gemeinsam richteten wir die Maschine wieder auf und Gerd konnte wieder auf die Piste fahren. Außer einem abgerissenen Zusatzschutz für den Motor und Beschädigungen eines Koffers blieb der Vorfall aber ohne Folgen.  
 
Die Grenzformalitäten auf der ecuadorianischen Seite waren sehr angenehm. Der Zollbeamte nahm die Papiere in Empfang und begleitete uns zur Immigration. Dort bekamen wir unsere Ausreisestempel und im Anschluss fotografierten wir noch die abgestempelten Zollpapiere. Unser Aufenthalt in Ecuador endete dann mit einem Gruppenfoto mit Zöllner und Grenzbeamtin und unseren Bikes, echt nett. Den peruanischen Part der Grenzabfertigung gibt’s dann im nächsten Beitrag !!! 

Fazit zu Ecuador: Das Land ist deutlich besser entwickelt, als wir es erwartet hatten. Die Straßen im Norden des Landes haben europäischen Standard, der Süden wurde bei der Instandsetzung des Straßennetzes offensichtlich etwas vernachlässigt. Nach jeder zweiten Kurve erwartete uns ein Schlagloch oder die ganze Straße war einfach mal abgesackt. Die Menschen sind sehr aufgeschlossen und freundlich, auch hier hatten wir nicht mit derartiger Offenheit gerechnet. Interessant war, dass viel Interesse daran gezeigt wurde, woher wir kamen und wohin uns unsere Reise führte. In Kolumbien war die erste Frage meistens, wie viel Hubraum unsere Bikes hatten. Ecuador ist alles in Allem ein tolles Land, was mehr als eine Reise wert ist, selbstverständlich mit dem Abstecher auf die exotischen Galapagos-Inseln. Auf den Auffahrunfall und den dadurch bedingten Not-Stopp sowie Gerd’s Sturz hätten wir lieber verzichtet. 

4 Responses

  1. Fred
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    Hallo Ihr drei,
    wieder einmal habt ihr uns mit schönen Bildern und Videos an euren Erlebnissen teilhaben lassen.
    Zum Glück sind bei eure beiden kleinen Zwischenfälle keine größeren Sach- und Personenschäden entstanden.
    Weiterhin wünsche ich euch eine schöne Tour und viele schöne Ereignisse.
    Wenn ich mir die Unterkünfte mit Pool etc. so ansehe frage ich mich warum ihr Zelten und Outdoor-Equipment mitführt.
    Aber das Equipment kommt bestimmt noch zum Einsatz 😉
    LG Fred

  2. Regina Erb
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    Hallo ihr lieben,
    So wunderschön Bilder ich beneide euch schon ein bisschen. Für mich wäre die Schotterweg überhaupt nichts.
    Zum Glück seit ihr bei den kleinen Unfällen unverletzt geliehen die paar Kratzer machen das ganze für jeden sichtbar euer großes Abenteuer. Hoffentlich klappt’s mit der nächsten Höhe auch gut und ihr packt das alle genauso gut weg. Achtet auf euch wenn ein Infekt da ist und schont euch dann wirklich.
    Freue mich auf den nächsten Bericht
    LG Regina

  3. Kehling
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    Es macht viel Freude, den schönen Erlebnissen und Fahreindrücken zu folgen, wir wünschen weiterhin einen tollen Urlaub und eine gute Fahrt.

    Grüße Familie Kehling

  4. Kirki
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    Mein lieber Cousin (und natürlich die Reisegenossen),

    wunderbar liest sich euer Reisetagebuch – ich bin schon die ganze Zeit begeistert. Und tolle Bilder. Und genügend Aufregung habt ihr anscheinend auch.
    Passt gut auf Euch auf weiterhin – und an die Mitstreiter: Ich brauch den Matthias unversehrt für den Winterspaß in Österreich 🙂
    Also gut aufpassen!
    LG und ich schau ganz oft hier rein!

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