Peru – Teil 3 Trujillo – Ica

Am 12.09. ging es also nach eher ruhigen Tagen in Trujillo weg von der Küste, hoch ins Gebirge. Unser Tagesziel war Caraz, wo wir uns auf Empfehlung von Jan und Esther, die wir in Chachapoyas getroffen hatten, im IntiRumi Inn (www.intirumiinn.com) einquartierten. Die Route dorthin führte uns teilweise auch wieder über Offroad-Straßen. Die Erde war so trocken, dass wir sehr großen Abstand halten mussten, weil der Staub des Vordermannes ziemlich heftig war. Im Cañon del Pato versuchte Matthias (unabsichtlich) eine Bergauf-180°-Kurve im dritten Gang zu meistern, was natürlich schiefgehen musste. Der Motor ging aus und da sich die Maschine schon in Schräglage befand, hatte er keine andere Chance, als sie „abzulegen“ und einen Sprung beiseite zu machen. Das Ganze blieb aber ohne Folgen für Fahrer und Fahrzeug.  
 
Nun zurück zum IntiRumi Inn: Wir wurden sehr freundlich von Kelly, einer US-Amerikanerin aus Montana empfangen. Unsere Gastgeberin und Ihr „Gasthof“ waren uns sofort sympathisch, so dass wir spontan entschieden, nicht nur eine Nacht, sondern zwei bei Ihr zu bleiben. Kelly und ihr Partner John haben sich dort in Caraz ein richtig tolles Anwesen geschaffen, fast alles in Eigenarbeit. Die Zutaten für das Abendessen kamen größtenteils aus dem eigenen Garten. Wir waren begeistert. Thank you very much Kelly & Team for a great time in Caraz. 
 
Der Ort liegt zwischen den beiden Kordilleren, der „schwarzen“ Richtung Küste und der „weißen“ Richtung Osten. Von der Unterkunft aus unternahmen wir am Folgetag einen Ausflug zur Laguna Parón, einem traumhaften türkisen Bergsee auf 4.200 Metern Höhe. Der Ausblick war gigantisch.  
 
Als Gerd von seinen Plänen erzählte, eine Trekking-Tour (Santa Cruz) von Huaráz aus unternehmen zu wollen, telefonierte Kelly ein wenig herum und im Ergebnis machte Gerd die Tour mit Kelly’s Mitarbeiterin Maryam und einer Freundin von Caraz aus. Maryam bekam ganz spontan drei Tage Urlaub (Sie hatte es sich auch verdient, sie kümmerte sich gefühlt um alles vor Ort) und so konnten die Drei mit Packeseln (und Hirte) in der Frühe starten.  
 
Um 3:30 Uhr ging es mit dem Taxi über drei Stunden auf abenteuerlichen Pisten über einen Gebirgspass zum Startpunkt Vaquería, wo die drei Esel bepackt wurden. Gegen 9 Uhr startete der Trek dann in Richtung erstes Camp. Die Stimmung war super und die Kommunikation auf Englisch hat auch sehr gut geklappt. Irgendwann wurde der Trek von den Eseln überholt, die dann im ersten Camp bereits abgeladen wurden. Es ging durch eine landschaftlich schöne Hochebene bis auf ca. 4.400 Meter, wo das erste Quartier aufgeschlagen wurde. In der „Nachbarschaft“ hatte sich ein Parallel-Trek niedergelassen, die spätabends etwas zur Ruhe gerufen werden mussten. In der Nacht regnete es etwas, aber ansonsten hatte Gerd Wetterglück. Am zweiten Tag ging es gegen 6:00 Uhr nach dem Frühstück weiter in Richtung Punta Unión auf ca. 4.750 Metern, dem höchsten Punkt bzw. der Schlüsselstelle der Tour. In der Folge ging es wieder bergab und irgendwann eröffnete sich der Blick auf den schönsten Berg der Welt, den Alpamayo, was für ein beeindruckendes Panorama. Nach der zweiten Nacht im Gebirge ging es dann am 16.09. in Richtung Cashapampa, dem Endpunkt des Santa Cruz Trek. Insgesamt wurden in den 2 ½ Tagen ca. 40 km und 2.200 Höhenmeter zurückgelegt. Zum Ende hin merkte Gerd dann, dass seine beiden Mitstreiterinnen ein paar Jahre jünger waren. Zusammenfassend war der Santa Cruz Trek ein besonderes, wenn auch anstrengendes Erlebnis, landschaftlich sicherlich eines der schönsten. 
 
Olaf und Matthias fuhren wie geplant weiter nach Huaráz und landeten (ohne es vorher zu wissen) im Hotel eines Schweizers. So wurden wir herzlich auf Deutsch begrüßt und hatten abends keine Mühe bei der Essensauswahl (u. a. Züricher Geschnetzeltes und Käse-Fondue). Das war eine sehr willkommene Abwechslung. Da Huaráz als Ort sonst nicht viel zu bieten hatte, kümmerten wir uns ein wenig um unsere fahrbaren Untersätze. Bei Olaf’s (bereits ziemlich heruntergefahrenen) Hinterreifen waren mehrere Risse zu sehen, so dass wir mehrere Reifenhändler aufsuchten, um den Reifen zu wechseln. Da in Peru kaum „große“ Maschinen herumfahren, war die Reifensuche erfolglos. Matthias telefonierte mit dem Cousin seines Patensohns Chamito in Trujillo, der noch am selben Abend einen passenden Reifen besorgte und per Fernbus über Nacht nach Huaráz schickte. Chamito, muchas gracias por tu ayuda tan grande ! Nos salvaste !!! Also kam der neue Schlappen auf die Felge und die Bikes wurden mal richtig sauber gemacht (das erste Mal auf der Reise). Einziger (aber mehr als beeindruckender) Ausflug von Huaráz aus war die Fahrt zur „Punta Olimpica“, für Olaf und Matthias mit 4.736 Metern Höhe der bis dahin höchste Punkt, an dem sie waren. Die Strecke hoch zur „Punta“ war vermutlich die schönste Fahrt ihres Biker-Daseins, eine Kurve nach der anderen, schneebedeckte Berge, strahlend blauer Himmel mit nur wenigen Wolken, einfach nur geil. 
 
Am Samstag (17.09.) stieß dann Gerd wieder dazu und wir machten uns auf, zurück an die Küste. Die Fahrt war ziemlich anstrengend, da die Piste teilweise in desolatem Zustand war. Matthias hatte mit „Magen-Darm“ zu kämpfen und konnte tagsüber nichts essen. Wir hatten uns vorgenommen, irgendwo nördlich von Lima Quartier zu beziehen, ohne schon etwas zu buchen. Kelly hatte ein paar Orte empfohlen und wir entschieden uns für Huacho. Google Maps schickte uns dann nicht die Hauptausfahrt von der Panamericana herunter, sondern etwas weiter südlich. Wir landeten in einem recht zweifelhaften Stadtteil mit Straßen, die den Namen nicht verdienen. Überall lag Müll herum, es stank gewaltig und bellende Straßenköter rannten uns vor die Bikes und sprangen teilweise an uns hoch. Die Streckenführung endete dann im Nichts und wir mussten zwischen Kötern, Müll und ruinösen Häusern wenden. Da lag dann wieder ein Motorrad auf der Seite und wieder hat es Matthias erwischt, zum Glück erneut ohne Folgen. Nachdem wir dann endlich einen Ausweg aus diesem „reizvollen“ Viertel gefunden hatten, quartierten wir uns an der Küste ein. Am nächsten Tag ging es dann 450 km durch Lima hindurch bis nach Ica, die längste Tagesetappe bis dahin, allerdings fast durchgehend auf der vierspurig ausgebauten Panamericana. Einen Stopp legten wir noch in Paracas ein, einem sehr touristischen Küstenort mit lauter Musik, vielen Bars und Restaurants, die alle sehr aktiv beworben wurden. Schade, eigentlich ein netter Ort, aber das ganze Brumborium nahm ihm seinen Reiz. Am späten Nachmittag kamen wir dann in Ica an und bezogen unsere Unterkunft am Stadtrand in einem kleinen Boutique-Hotel, dem Ausgangspunkt für unsere Ausflüge der kommenden Tage. 
 
Am Montag (19.09.) fuhren wir zunächst zur Plaza de Armas von Ica, um ein paar Besorgungen zu erledigen und uns ein Bild von der Stadt zu machen. Leider reihte sich auch Ica für uns in die Liste der nicht sehenswerten Städte ein. Wir waren, wie schon in Trujillo, froh, dass wir ein Hotel in ruhiger Stadtrandlage in einem netten Villenviertel gebucht hatten. Dienstag wurden wir dann morgens abgeholt und wir schauten uns Perus größte Weinkellerei an, sehr interessant und ein tolles, richtig hübsch angelegtes Anwesen. Wir nahmen dort gleich einen Mittags-Snack ein, bevor es weiter zu einem kleinen Familienbetrieb ging. Die Besichtigung war von der Location her gesehen nicht so interessant, aber der Guide vermittelte deutlich mehr interessante Detailkenntnisse. 
 
Am Mittwoch stand dann ein Tagesausflug zu den Nazca-Linien auf dem Programm. Wir starteten früh und saßen mittags im Leichtflugzeug und konnten die berühmten Linien bzw. „Scharrbilder“ von oben bewundern, die die Deutsche Maria Reiche über 40 Jahre lang untersuchte. Die Linien stammen aus der Zeit 800 – 600 v. Chr. und stehen wohl in Zusammenhang mit Fruchtbarkeitsritualen. Der Anblick von oben aus dem Flugzeug war beeindruckend. Nachdem wir wieder am Boden waren, ging es zurück nach Ica, wo wir am Nachmittag noch ein wenig entspannen konnten. Den Donnerstag ließen wir auch relativ locker angehen, bevor es nachmittags nach Huacachina ging, einer Oase in der vor der Stadt liegenden Sandwüste. Wir „kletterten“ eine Düne hinauf und hatten einen wunderschönen Blick auf den Sonnenuntergang. Störend waren nur die vielen Buggies, die im Sekundentakt laut dröhnend die Dünenlandschaft rauf und runter fuhren. Wir hatten uns gegen eine Buggy-Fahrt entschieden und waren froh darüber.  
 
Am Freitag wurden wir dann wieder früh abgeholt und wir fuhren zum „Canyon de los perdidos“, dem Canyon der Verschwundenen. Die zweistündige Autofahrt hin (und genauso lang zurück) hatte sich gelohnt. Wir fuhren mitten durch eine nicht enden wollende Wüste. Der Blick hinunter in den Canyon war beeindruckend. Am anderen Ende konnte man herabsteigen und im Canyon herumwandern, atemberaubend. Die Entstehung des Canyons ist agg. noch nicht final erforscht, man geht aber davon aus, dass es sich um eine Meeresspalte handelte, da die gesamte Wüste vor Millionen von Jahren einmal Meeresgrund gewesen sein muss, worauf die vielen Fossilien-Funde schließen lassen. 
 
Der Samstag stand dann ganz im Zeichen von Erholung und Vorbereitung der nächsten Tage. Wir ließen es ruhig angehen und genossen das schöne Wetter am Pool. Am Sonntag starteten wir dann in Richtung Cusco, davon gibt’s dann aber mehr im nächsten Beitrag.  

8 Responses

  1. Monika
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    Mit Begeisterung habe ich wieder euren Reisebericht gelesen und das Video angesehen. Vielen Dank, das wir hier zu Hause daran teilhaben können. So spektakuläre Bilder und großartige Erlebnisse.
    Habt weiterhin eine schöne Reise und bleibt gesund.
    Monika

  2. Fred
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    Hallo ihr Lieben,
    das ist wieder ein außergewöhnlicher Bericht von Euch mit sehr beeindruckenden Videos und Bildern.
    Besonders haben mich die schönen Landschaftsaufnahmen im Hochgebirge der Anden fasziniert.
    Überrascht haben mich die sehr guten Aufnahmen der Nazca-Linien, da ich in anderen Reiseberichten gelesen hatte, dass die Linien kaum zu erkennen wären und sich der Flug nicht unbedingt lohnen würde.
    Wie auch immer wünsche ich euch weiterhin eine unfallfreie und ereignisreiche Tour.
    LG Fred

  3. Marleny Dittmann-Alvarado
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    Qué lindo mis queridos Aventureros! Es realmente impresionante!
    Abrazos a los tres!

  4. Manfred Reichard
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    Hallo zusammen,
    jetzt bin ich echt gespannt auf den nächsten Video Beitrag…
    Zwischenzeitlich war ihr ja bereits in Machu Picchu, Cusco uns habt im Canyon del Colca den Condor beobachtet können.
    Ich hoffe das die Drohne und die Kameras nicht gestreigt haben weil diese aufgrund der vielen Sehenswürdigkeiten im Stress waren 😉
    Ihr verteilt offensichtlich jetzt erstmal in Arequipa, um von dort aus wieder hoch in die Anden Richtung Puno fahren zu können.
    Also Video hochladen und auf zum Titicaca See.
    In Gedanken bei Euch!
    LG Fred

  5. Manfred Reichard
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    Streik schriebt man glaube ich mit „k“ statt mit „g“…
    Also wer weitere Rechtschreibfehler findet darf sie behalten!

  6. Kirki
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    Wieder mal ein toller Bericht – Danke dafür und mit den Videos und Bildern unterfüttert – ein immer wieder tolles Leseerlebnis.
    Wie ein bisschen dabei sein.
    Großartig, welch wunderbare Menschen ihr kennenlernt und Aktivitäten außerhalb der Piste macht.
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich in den lütten Flieger gestiegen wäre 🙂
    Dann lieber Essen beim Schweizer!
    @Matthias: nicht so viele Ausrutscher bitte – Knochen müssen heile bleiben.

    Que tenas un buen viaje!

  7. Bettina
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    Einfach sagenhaft, eure Tour und grandiose Bilder vom Hochgebirge! Da ist man einfach bloß sprachlos. Wenn man die Pisten teilweise sieht, wird mir schlecht..aber auch mal „Hinlegen“ bringt keinen großen Schaden, zum Glück! Die Nasza Linien sind sensationell, genau was für mich! Es macht riesigen Spass eure Reise in Videos und Bildern mitzuverfolgen!

  8. Matthias Beyer
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    Aha, jetzt habe ich gefunden: Viele liebe Grüße und ich bin nun auch in der Lage, Euch zu folgen. Matthias

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