Tag 22 Yabelo, ÄTHIOPIEN

Tageskilometer: 460 km, Fahrtzeit: 5 h

Mit Äthiopien werden wir heute das erste von unseren letzten drei Ländern auf unserer Transafrikatour erreichen. Es ist für mich das Land, auf welches ich am meisten gespannt bin. Während Malawi uns landschaftlich am meisten und positiv überraschte – aber wer kennt schon Malawi und wie hieß noch gleich die Hauptstadt? Lilongwe! – verabschieden wir uns von dem für Safaris, Serengeti und Tiere bekannten Afrika und sind seit gestern unterwegs im Gebiet der „Wiege der Menschheit“.

Immerhin verabschiedet Kenia heute noch mit Sichtung einer großen Straußenfamilie mit ca. 20 Jungtieren, Antilopen und Warzenschwein. Das Camp von Henry, einem seit 40 Jahren in Masabit lebendem Schweizer (natürlich aus gleichem Geburtsort wie Ralph😉), verlassen wir noch vor 8.00h bei 19 Grad. Das ist gut, denn in der nächsten halben Stunde steigt das Thermometer pro 5 Minuten um 0,5 Grad und dann immer weiter. Um 9.30 sind wir bereits bei 28 Grad, 260 km und 3 Stunden später an der Grenze bei 33 Grad. Masabi ist zunächst wieder grün, wir fahren vorbei an kleinen Vulkankegeln, die nach dem nächsten Kamm plötzlich dem Buschland weichen. Selbst die Akazien wachsen nun nicht mehr. Christoph überholt uns alle und macht in der unglaublichen Ebene und Landschaft durch die geraden Straßen gehen einen kleinen Film als wir an ihm vorbeifahren. Es ist die Landschaft von Star Trek und ich komme mir bei 100 km/h und nach Fotostopp und Aufholjagd bei 150km/h vor wie Lukine Skywalker, die mit ihrem orange/schwarzen Metallgefährt in 1,5m über die Landschaft fliegt. Faktisch spielt sich die Szene auf der von Chinesen vor ca. 3 Jahre ausgebauten und mit fantastischem Belag versehenen Straße ab. Naja, trotzdem schön. Rechts eine unglaubliche Öde, links ca. 150 Elektromasten, die in einer schnurgeraden Linie in der Nord-Südachse stehen. Ich kann ca. 75 nach vorne zählen, mithin Sicht auch nach hinten für 75 😉.

Bei km 80 überholen wir einen Fahrradfahrer, den wir bereits gestern überholten. Marcel fährt eine zeitlang neben ihm und beide vertiefen sich in ein Gespräch. Der Italiener erzählt, dass er ebenfalls – vor 3 Monaten – in Kapstadt gestartet auf dem Weg nach Kairo ist. Damit sich die Leser keine Sorgen um uns – mit schweren Motorrädern, jedes mit Leergewicht von min. 230 kg – Gepäck, vollem Tank und Fahrer machen – vertiefen wir die Geschichte nicht, dass er gestern wohl überfallen iSv angehalten wurde, sich aber mit 1000 tansanischen Schilling (8 EUR) freikaufen konnte. Wir sind überzeugt, in der Gruppe kein Ziel abzugeben. Wir passieren unglaublich viele und große Kamelherden mit ca. 80 Tieren, Ziegenherden mit bis zu ca. 120 Tieren, die auch immer wieder die Straße kreuzen.

Dann endlich die Grenze nach Äthiopien. Leider können wir den Offroad Teil und die grüne Grenze aus Sicherheitsgründen nicht befahren und verpassen so einen Teil des Turkana See; das Omotal werden wir dann morgen noch befahren. An der Grenze sind wir beim nunmehr 6 Grenzübertritt entspannt und die Ausreise aus Kenia sowohl für Pass und Carnet läuft schnell und problemlos, auch die Einreise in Äthiopien. Und dann ruft der Muezzin und unsere Carnets können nicht mehr bearbeitet werden. Mittag. Wir gehen in der Kantine essen, gucken ein bisschen TV und sehen BREXIT Nachrichten und legen uns dann in den Außenbereich des Zollgebäudes zum chillen ab. When in Rome do as the Romans do. Nach angesagter Stunde geht es nach fast 2 Stunden dann voran. Afrikanisch.

Nach insgesamt 4,5 Stunden an der Grenze empfängt uns Äthiopien mit Rechtsverkehr, 33 Grad, einer trockenen tief rot/braunen und mit Termitenbauten durchzogenen Buschlandschaft. Der Straße entlang ziehen sich Rundbauten, zum Teil farbig, mit überwiegend Rautenmuster bemalt. Wie doch Gewohnheiten drin sind. Der Rechtsverkehr überhaupt keine Umstellung. Nach 30 km werden die Rundbauten zu eckigen Häuschen und plötzlich wird die Erde und die Termitenbauten weiß/grau. Während ich noch über die Bodenbeschaffenheit oder Sinnestäuschung sinniere, wird der Boden wieder rot/braun. Alles gut😉 Wir haben noch 260 km bis zu unserer heutigen Unterkunft. Die Akazien nehmen wieder zu, Bergketten tauchen auf und wir stellen später fest, dass wir alle am Liebsten jede 100m für Fotos hätten anhalten wollen. Wir aber haben die Dunkelheit im Nacken, daher heißt es „durchfahren“. Wir registrieren an der Straße viele Holz- und Steinstapel, wissen aber nicht zu welchem Zweck. Viele Menschen halten sich außerdem am Straßenrand auf. Sie begegnen uns, auch in den Dörfern freundlich und winken.

Unsere Gruppe hat sich inzwischen gut gefunden. Die Eigenarten des Einzelnen werden aufgefangen. Lediglich unseren ungarisch schreibenden Blogger sehen wir kau, da er in den Camps gleich in die Upgrade Zimmer oder in die Dusche oder aber „ins Internet“ verschwindet. Würde er nicht seit fast 9.000 km hinter Moritz fahren, würden die Gefahr bestehen, dass wir ihn im Fall der Fälle verlieren würden.

Aber morgen starten wir wieder alle gemeinsam in unseren nächsten Tag, der sich aus 3 Streckenabschnitten á 100 km zusammensetzen wird. Das Abendessen etwas speziell, Café gibt es dann auch keinen – genausowenig wir fließendes Wasser oder einen gängigen ATM zum Geldabholen. Aber survival möglich.

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