Tageskilometer: 421 km, Fahrtzeit: 8 h
Wir brechen nach dem Zeltabbau und dem „Frühstücksritual“ der Mursi auf.
Hierzu werden 2 Kühe von ihrem, dem Dorf nahe liegenden Weidegrund geholt, die Halsschlagader abgebunden und mit dem Pfeil die Halsschlagader schießt. Das Blut fließt in ein Auffanggefäß, schätzungsweise 400ml. Der Schaum wird abgeschöpft, der Rest zur Stärkung von kranken oder zur Männlichkeitsstärkung getrunken.
Bei der Ausfahrt hat Marcel plötzlich hinten einen Platten, wir können jedoch kein Loch finden, pumpen auf und weiter geht es, 60 km zurück über Schotter nach Jinka, um im Jinka Resort Rüdiger, Frank und Thomy zu treffen, die zurückgeblieben waren. Dort werden wir frühstücken und nochmals äthiopisch tanken (von Fässern, umgefüllt in Kanister und in unsere Tanks) Um 10.30h geht es weiter, aber nur kurz, dann muss Marcel den Vorderreifen flicken. Das geht nun mit „Rema Tip Top“. Offroad geht es weiter. Sehr schön, allerdings nur wenige Kilometer, dann muss Marcel seine GS wieder abstellen. Platten. Rema Tip Top wohl doch eher ein Flop! Der Vorderreifen und dann auch der Hinterreifen werden nun mit Propfen geflickt, hatte bei Gerds Vorderreifen auch funktioniert.
Ach, es ist erbärmlich, 10.000km am Stück und ich schaffe es immer noch nicht, Toni auf den Seitenständer zu stellen. Inzwischen glaube ich, dass dieser mit einem Vodoozauber belegt ist, denn manchmal ist er zu kurz, manchmal zu lang. Auf den Hauptständer kann ich ihn allein auch nicht stellen. Ich glaube ich (oder Toni?) haben ein Ständerproblem 😉 Während die Jungs Helme abnehmen und absitzen, finde ich die Lösung nur darin, einfach sitzen zu bleiben, nah bei Toni und meinen Sachen; immerhin haben sie mir ja auch in Tanzania vom Motorrad meine Handschuhe geklaut.
Im Schotter geht es bei 30 Grad weiter. Nach 177km entscheiden wir uns für die Alternative „Onroad“ um nach Sodo zu fahren. Das bedeutet 260km durch die Berge Von 30 Grad fahren wir über die Berge auf 2.500m in kalte 21 Grad, haben wundervolle Ausblicke in die Landschaft und den Terassenanbau und schon geht es wieder abwärts in 36 Grad. Eine Polizeikontrolle hält uns aus Langeweile auf und vermutet Drogen. Langsam, eben afrikanisch, machen wir unsere Gepäck-Zeltrollen auf und dürfen dann weiter. War wohl auch zu langweilig.
Die Straße ist gut zu fahren, es ist eine der schönsten Passstraßen. Sie könnte noch besser sein, wenn die Mursi hier mal gefegt hätten, denn der Schotter ist doch immer wieder auf der Straße. Wenngleich wir gelernt haben, dass Geschwindigkeit stabilisiert, so hat Moritz doch auch Respekt vor dem Rollsplit und fährt langsam durch die Kurven. Wir sind im Fotoglück, es ist einfach wunderschön. Die Straßen ausgesprochen belebt, verschmutzt von Viehdreck und Sand, die Menschen stehen an der Straße. Hin und wieder springen sie auf diese und damit auf uns zu. Wie fahren Slalom und mitten durch.
Wir kommen bis Archaminch als wir feststellen, dass Stadi, Ralph und Marcel fehlen. Nach einiger Wartezeit beschließt Moritz zurückzufahren um zu schauen was los ist; Christoph folgt. Stand jetzt wären wir um 18.50h in Sodo.
Nach ca. 40 min. kommt Christoph unverrichteter Dinge zurück. Er hat die anderen nicht gefunden, obwohl er bis zur letzten Abzweigung zurückgefahren war. Die wirklich eklige, von Schlaglöchern durchzogene Straße war kein Vergnügen. Wir verbliebenen 6 sind inzwischen von Einheimischen umringt, haben aber auch Getränke und Bananen besorgt. Noch 45min bis Sonnenuntergang. Was tun? Die Regel besagt auf die Gruppe warten. Wir versuchen erfolglos die Kontaktaufnahme, haben weder Koordinaten noch Hotelnamen oder Telefonnummern von Jojo oder Moritz.
Auch das Backoffice in Deutschland ist nicht zu erreichen. Vom OC Defender hören oder sehen wir auch nichts. Wir senden als SMS an unsere Schweizer Kollegen privat. Wir hoffen auf eine Rückmeldung, wägen ab und entscheiden, dass wir das letzte Tageslicht noch nutzen und uns dann auch in der Dunkelheit auf den Weg nach Sodo machen.
Wir fahren versetzt und unsere Fahrzeuge mit guter Lichtausstattung gehen nach vorne, in die Mitte und nach hinten. Thomy übernimmt die Spitze und fährt uns konstant und mit guter Geschwindigkeit voran. Dank der überwiegend sehr guten Straße und ein bisschen Unterstützung vom Vollmond und trotz der vielen Menschen auf den Dorfstraßen erreichen wir nach 2 Stunden unsere Lewi Lodge.
Einzelheiten erspare ich uns und dem geneigten Leser, aber die Emotionen schlugen hoch. keine Nachfrage von OC, ob wir es denn geschafft hätten, stattdessen die Aussage, die Kosten für diese (im Vorfeld ja reservierte und avisierte Lodge) würden nun nicht übernommen.
Einzelheiten erspare ich uns und dem geneigten Leser, aber die Emotionen schlugen hoch. keine Nachfrage von OC, ob wir es denn geschafft hätten, stattdessen die Aussage, die Kosten für diese (im Vorfeld ja reservierte und avisierte Lodge) würden nun nicht übernommen. Die Kommunikation seitens OC ironisch und wir finden eher kindisch. Wir diskutieren unser Unverständnis und entscheiden uns sachlich zu bleiben. Es ist nach einer Pause der problemlosen Tour und auch tollen Tagen und Erlebnissen wieder ein Punkt erreicht, wo wir Dienstleistung und Selbstverständnis von OC in Frage stellen.
Wir essen lecker und schlafen gut, auch weil wir inzwischen wissen, dass das Problem nur eine weitere Reifenpanne und Reifenwechsel war.
Alles andere werden wir morgen klären und neue Absprachen treffen, einschließlich der mehrfach von uns geforderten Notfall nummern und Koordinaten für die Zielorte.