Kilometer Onroad: 440km, Fahrtzeit: 4,50h
Die gesamte Nacht tobt der Sandstum, rüttelt an den Blechfenstern und -türen. Die Grille am Morgen hat sicherlich im Zimmer Unterschlupf gefunden und macht hier auf Wecker. Nervt.
Frühstück um 6.30h. Tanken um 7.00h ist angesagt, wir sollen ja gleich drankommen. Die Motorradtanks sind abgesaugt und der Sprit in den Kanistern, weil im Sudan der Schwarzmarkt – entgegen der Annahme, Benzin sei hier kein Problem – unterbunden werden soll. Mit eigenem Frühstück aus der Expeditionsküche, im Restaurant des Hotel stärken wir uns mit Müsli (was ein Luxus), Brot, Cafe, Tee und keinem Omelette, nur um an der Tankstelle hinter der Absperrung Platz zu finden. Warum es nicht losgeht bleibt uns verschlossen. Möglicherweise fehlt der Offizielle, auch der Tankwart von gestern ist noch nicht da. Dann wird immerhin schon mal die Dieselzapfsäule abgelesen. Nach einer Stunden haben wir es dann tatsächlich geschafft. Wir verstehen nicht, weshalb wir eigentlich eine Transafrika-Tour machen, auf der wir bereits in Zimbabwe mit Spritproblemen zu kämpfen hatten (die Gruppe eher als wir zu Zweit bei unserer Aufholjagd). Es trifft uns dann aber deutlich in Äthiopien und im Sudan. Wir erleben Rationalisierung und Polizeikontrollen. Wäre das aber nicht auch ein Teil einer Organisation, dass man über Vor-Ort-Kontakte, Benzinknappheit hin oder her, ein 200l Benzinfass vorrätig stellen könnte? Das würde die Suche ersparen, sicherlich die Gruppe um eine lokale Erfahrung ärmer machen, gleichzeitig aber auch den ohnehin engen Zeitplan entspannen. Nach x Tankproblemen haben wir ja begriffen wie der Hase läuft. Und tanken mit 11 Motorrädern ist anders als zB mit 4, wie wir später problemlos feststellen.
Wir hoffen, dass sich der Sandsturm legt und machen zur Vorbereitung ein Sandfahrtraining. Das bestärkt alle, ausser Frank, die 2 x 200km Wüstenetappe in Angriff zu nehmen. Wir werden uns dann in Wadi Halfa, dem letzten Ort vor der Grenze wiedertreffen. Frnak erält ein paar Infos zu den Hotels in Abri und Wadi Halfa und soll ganz allein losfahren, da die Autos in der Wüste benötigt werden.
Als Moritz an der Tankstelle Halt macht, um Frank zu verabschieden oder die Lage nochmals zu checken, habe ich den Sandsturm bereits gesehen und frage mich, ob ich da wirklich rein muss, stelle diese Frage auch Christoph. Keiner von uns kennt die Wüste. Mir ist es, als wenn ich be Windstäke 6 oder 7 die Leinen losmachen und mich aufs Meer begeben soll, oder am Berg bereits die dicken Wolken ziehen und es oben bereits regnet.
Ich bin froh, dass Stadi und Thomy sich entscheiden, Strasse und damit mit Frank zu fahren und ich schliesse mich an. Meinem Bauchgefühl muss ich vertrauen.
Thomys Entscheidung war gefallen, nachdem er bereits zuvor schon leicht schwankend war, Stadi geht es bedingt gut. Beide sichere Fahrer und trotzdem entscheiden sie sich für die Strasse.
So verabschieden wir uns voneinander, auf zu den getrennten Abenteuern.
Auf der Strasse haben wir dann im Sandsturm keine 500m Sicht. Der Sand peitscht von Ost über die Strasse. Selbst dort, wo nur Asphalt zu sehen ist, bildet sich hinter dem Motorrad eine Sandverwehung und es sieht aus, als würde man statt weissem Rauch aus dem Auspuff, Sand ausstossen. Fotos sind bei unseren 100km /h nicht möglich. Wir alle halten uns, sofern vorhanden, dicht hinter dem Windshield und unsere Helme fest. Auf halber Strecke legen wir einen Tankstopp ein, fahren direkt an die Zapfsäule vor und sind nach 10 min. getankt und sitzen beim Cafe. So kann tanken auch gehen.
Kurz schmunzeln wir, als Frank sich beim Tanken seine Jacke anzieht; nicht lange, denn 5 min nach Abfahrt muss Stadi es ihm nachtun, Thomy ergreift ebenfalls die Chance für Wind-/ Regenjacke. Das Thermometer zeigt 19 Grad. Ich fühle mich in meiner Ortema Protektorenweste mal ganz gut. Endlich liegt das Ding nicht klebend am Körper. Aber das gute Gefühl hält nicht lange. Schon bald habe auch ich das Gefühl, dass man mich vor eine Gefriertruhe gesetzt hätte, leider macht keiner die Tür zu. 18 Grad. Brrr.
Der Wind lässt nach – hoffentlich auch für unsere Leute in der Wüste!? – und die Landschaft verändert sich. Trotzdem bleibt es kalt.
Alle 4 waren wir schon in Namibia und ziehen die landschaftliche Vergleiche. Die von Sand geprägte Landschaft geht über in Steinwüste bis sie zu einer kargen Hügellandschaft wird. Dann kommt grüner Stein dazu und wir lernen später, dass es sich hier um Goldminen handelt. Thomy bekommt einen Fotorausch, führt unsere kleine Gruppe ansonsten aber mit tollem Pace. Die Fotos im Rückspiegel und in der Erinnerung entstehen im Abend- und diesigem Licht. Wieso halte ich nicht an? Die lange Gerade, leicht ansteigend und der dicke Berg am Horizont vor dem ich die Rücklichter von Frank und Stadi sehe. Klassiker, Kalenderbild. Wie doof ;(
Am Ende der langen Strecke von Karima Richtung Nil, plötzlich ein grünes Band am Wüstenhorizont. Das sieht aus wie eine Spiegelung, muss aber der Nil – Lebensader – und das fruchtbare Land sein. Eine Polizeikontrolle wird richtig nett, ich kann Fotos machen, der Grenzer macht Selfis, also dann bitte auch mit meinem Handy und man erkundigt sich, ob es uns gut ginge. Alles sei safe. Am Nil entlang geht es dann bis Abri. Zwar fahren wir zunächst an der Abfahrt vorbei (wie erkennen, ohne Schild!?), aber bei der nächsten Polizeisperre fragen wir einfach mal nach. Dort will man uns weiter schicken, wollen wir aber aufgrund der Dunkelheit nicht und so fällt der Name Abri und es geht für uns zurück. Wir finden dass Nubian Guesthouse. Das ist ein Schatz, direkt am Nil, der erst im August so hoch steht, dass man aus dem Fenster direkt fischen kann mit einem unglaublich offenen, freundlichen Gastgeber. Er begleitet uns dann zum Abendessen, erzählt, fragt. Ein Oldtimer steht vor der Tür, BJ….er habe aber einen Toyota Motor eingebaut, ansonsten gäbe es keine Ersatzteile. Dieser Oldtimer gehört in Abri sicherlich zu den noch am Besten erhaltenen Autos. Wir können unsere Eindrücken hierzu gar nicht alle fotografisch festhalten.
Wir geniessen diese Zeit, das Abendessen, es ist Urlaub.
Früh sind wir im Bett und trotz WiFi und guten Vorsetzen zum Blog schreiben, schlafe ich einfach ein.
Frank Stoepel
Hallo Esther, hallo Gerd,
immer spannend von euch zu lesen. Schade das Gerd´s Mopped schlapp gemacht hat und ich hoffe er bekommt es wieder zum laufen. Ja das mit der Organisation von OC ist immer ein Thema……..aber nach der Tour vergisst man den ganze schlamassel und dann wieder auf in die nächste Tour.
Ich freue mich auf weitere Berichte und wünsche euch weiter eine sichere Tour.
Grüsse aus dem Verschneiten Bochum
Frank
Gerd Maier
Ja schade, aber Dank einer großen Autobatterie auf den Sitz geschnallt konnte ich die Tour doch weiterfahren und abschließen!😀
Moritz
Hallo Esther,
Ich bitte euch, den Absatz zum Benzinproblem grundlegend zu überarbeiten!
1. Hatten wir NICHT SEIT Zimbabwe mit Benzinproblemen zu kämpfen, sondern IN Zimbabwe, Äthiopien und Sudan.
2. Ist das bunkern von Sprit in Kanistern oder ähnlichem in allen drei Ländern verboten und es stehen Polizisten an den Tankstellen die kontrollieren, dass nur in Fahrzeuge getankt wird.
Zum Teil wurde der Sprit sogar rationiert.
3. Bei Tagesauskommen von ca. 1 USD in den Dritte-Welt-Ländern kann man nicht erwarten, dass jeden Tag jemand in der Pampa für den gestressten Weissen Touristen 200l Fässer Benzin für mehrere hundert Dollar illegal vorhält.
4. Jojo, Rüdi und ich, also OC, haben jeden Tag nicht wenig Energie aufgewandt um für euch so viel Sprit wie möglich im Vorfeld aufzutreiben, damit wir noch abends tanken können. Oft hat das geklappt, aber immer nur NACH Bezahlung.
Und nie war es möglich, dass irgend jemand entsprechende Mengen bei Ankunft bereit hält, weil niemand zu viel Geld übrig hat oder Lust auf Stress mit Polizei.
OC hier eine schlechte Organisation aufgrund innerpolitischer Benzinknappheit vorzuwerfen finde ich einigermassen unpassend.
Bei Reisen durch kaputte und bettelarme Länder sollte man damit rechnen, dass das keine Kaffefahrt wird und viele Sachen sich eben nicht im Vorfeld organisieren lassen.
Moritz
Esther Serreck
Lieber Moritz,
ich stimme Dir zu und entschuldige mich, dass der Passus SEIT Zimbabwe nicht korrekt ist, dieser ist inzwischen angepasst.
Wir haben erlebt, dass es auf dem Schwarzmarkt für die Bevölkerung und für uns Sprit gab. Das war Äthiopien und im Sudan so. Für den Sudan haben wir im vor Grenzübertritt eine Teambesprechung angefragt, um über die Risiken zu erfahren und uns abzustimmen und uU notwendige Entscheidungen zu treffen. Hier haben wir auch von der bekannten und anhaltenden Spritknappheit erfahren – für OC ein bekanntes Problem und kein Grund nicht durch den Sudan zu fahren oder die Tour nicht mit uns zu fahren. Und es hat ja alles gut und für uns nicht erkennbares Sicherheitsrisiko geklappt.
Der Blog, von mir geschrieben, spiegelt Gedanken wieder, von mir, nach Austausch mit anderen. Natürlich sind Deine Aufzählungen ebenfalls alle nachvollziehbar. Dabei widersprechen sich beide Ansichten mE nicht unbedingt, sondern sind dem Umstand der beiden Seiten „geschuldet“. Einerseits der Reiseveranstalter der mit Afrikaerfahrung wirbt, diese Tour nicht um ersten Mal anbietet und auf der anderen Seite wir als Reisende und Kunden die sich mE diese Fragen stellen dürfen.