Ausschlafen und Treffen um 9.00 damit wir gemeinsam den ersten Behördengang unter die Füße nehmen. Es gilt Bürger von Alexandria zu werden. Ja, das ist Voraussetzung dafür, dass wir unsere Motorräder wieder mit nach Hause nehmen dürfen. Das geht recht schnell. Schalter 2 im 1. Stock ohne Nummern ziehen „We need a stamp“ und dann weiß man schon – auch ohne Motorradklamotte, was wir wollen. Nun gut. Das Warten folgt. Wirklich wenig später (vielleicht nach einer Stunde) verlassen wir das Gebäude „Walk like an Egyptian“. Plötzlich macht diese Textzeile Sinn. Allerdings fehlt für den Rhythmus die Bose-Box.
Weiter per Pedes ins Justizgebäude, um die Ecke. Hier wartet unser „Fixer“ schon, um uns unsere hochwertigen Pässe und Carnets abzunehmen. Wenn er sagt, es dauert nicht lange, erklärt uns Moritz: mindestens 2 Stunden und schickt uns um die Ecke ins Cafe.
Dort trauen wir der Warterei und einige von uns entfernen sich kurzfristig von der Truppe, um Verpackungsmaterial für die Koffer oder neue, große Taschen für das Fluggepäck zu kaufen. Natürlich warten wir dann noch direkt vor dem Gebäude und als es „losgeht“ auch noch im Gebäude. Kurzweilig wird es als wir ein polnisches Paar treffen, die auf einem Motorrad (F800) ebenfalls von Kapstadt aus los sind und nun nach Griechenland übersetzen, um von dort den Rückweg in maximal 30 Tagen nach Polen anzutreten. Ihr Carnet ist voll, kann nicht mehr verlängert werden und sie müssen das Carnet nach Anmeldung in Europa innerhalb von 30 Tagen am Ausstellungsort abgeben. Wieso „voll“ fragt man sich kurz und erfährt, dass sie in Marokko gestartet und an der Westküste runter nach Kapstadt gefahren sind. Ok. Chapeau, ein Motorrad. Für jeden von uns unvorstellbar, also das mit der Zweisamkeit auf dem Motorrad für die Welttour. Tatsächlich waren sie auch schon in Nord- und Südamerika. Die gemachten Erfahrungen und Eindrücke in den Ländern decken sich sehr. So und dann ist auch das geschafft. Für alle.
Nur ich habe noch eine Sonderprüfung vor mir. Es gibt da nämlich dieses eine Dokument, welches uns überreicht wurde mit den Worten: „nicht verlieren, wir benötigen diese Bestätigung, um dem Zoll dies Papier bei Verschiffung zu überreichen. Eine Wiederbeschaffung wird sehr schwer“. Hm, gehört hatte ich das, geknickt und in meinen Reisepass getan, anstatt separat zu den anderen Dokumenten; und als das Hotel in Abu Simbel meinen Pass benötigte fand ich mich schon dämlich dass ich das Dokument im Pass ließ; wobei auch das ist ja eigentlich kein Problem: Pass auf, Daten übertragen, Pass zu und zurückgeben. Naja, Pass kam zurück am nächsten Tag, ich habe nicht geschaut und langer Rede kurzer Sinn.
Am nächsten Tag informierte ich JoJo, dass ich ein Problem haben würde. Theoretisch waren damit 4 Tage für die Neuorganisation Zeit, aber eben nur theoretisch. Hier in Alexandria machen wir uns dann zu viert (mit Moritz und dem Fixer) auf den Weg zur nächsten Polizeistation. Natürlich habe ich im offiziellen Sprachgebrauch das Dokument im Hotel beim Zusammensuchen meiner Unterlagen verloren und so befindet die Polizeistation (200m vom Hotel entfernt), dass sie nicht zuständig sind. Naja dann also weiter, diesmal mit Taxi. Die zweite Polizeistation dann größer, immer wieder sind unglaublich viele Personen beteiligt und wir werden von einem Polizisten zum nächsten weitergereicht. Dann werden wir an den allgemeinen Tresen geführt. An der Seite befindet sich dann ein „Käfig“ oder eine Sammelzelle in der ich drei Wolldecken sehe. Dazwischen wäre noch Platz; aber ich will da nicht rein.
Unser Fixer erzählt meine Geschichte, dann soll mein Protokoll aufgenommen werden, dann doch wieder nicht und wir beide gehen vielmehr direkt einen Stock höher zum Polizeichef. Großes Büro, davor längs ein Couchtisch, mit 3 Ledersesseln auf jeder Seite. Tee fehlt ;). Unser Begleiter salutiert und wir warten, bis der Chef sein Telefonat beendet. In sehr gutem Englisch bedeutet er mir, er wäre gleich für mich da und bedeutet mir, dass es schwierig würde ohne das Dokument. Dann erzähle ich ihm von unserer Tour, davon dass wir gestern 14.500km hinter uns gebracht haben und zeige ich ihm noch ein paar Bilder. Er fragt mich welches Land mir – except Egypt – am Besten gefallen hätte. Ich überlege und antworte dann, dass uns der Sudan am meisten überrascht hätte. Eine gute Antwort, denn er bestätigt, dass das Land freundlich ist, er sei in Dafor stationiert gewesen und die Medien würden ein einseitiges Bild zeichnen. Ich stimme ihm zu und erwidere, dass das genau der Grund gewesen sei, dass wir uns ein eigenes Bild machen wollten. Und dann signalisiert er mir, dass er ein Dokument ausstellen wird, welches mein Dokument komplett ersetzt.
Unten am Tresen sitzen Moritz und JoJo und während wir auf das Dokument warten haben wir mit einem jungen Praktikanten und meinen Fotos aus dem Handy noch ein bisschen Spaß. Er spricht sehr gut Englisch, will später mal Ingenieur werden, würde gern mit nach Deutschland und belächelt seinen Onkel dem er gerade über die Schulter schaut.
Ich erhalte das Dokument, bin froh und zufrieden und ich finde das alles ging schnell. Tatsächlich brauchen wir aber doch wieder über eine Stunde. Im Hotel treffen wir einen Teil von uns im Roof Restaurant, müssen um 16.00 dann doch mal etwas essen und das Restaurant für den Abend besprechen. Abmarsch 18.00h.
Das von Tripadvisor angekündigte Restaurant ist geschlossen oder existiert nicht mehr, aber eine junge, freundliche Bedienung empfiehlt uns ganz in der Gegend das allerbeste Restaurant welches wir auf der ganzen Reise hatten. Ein von außen nicht geahntes stilvolles Kleinod. Wein, Bier, Amuse Gueule, Chateaubriand, Filetsteak UND Creme Brulee. Unser running gag seit 5 Wochen, wenn es an die Nachtischbestellung ging. Hier und jetzt werden wir bestellen. Wir können es nicht fassen und genießen diesen Abend sehr. Zumindest die meisten von uns. Nachdem heute alle Formalien erledigt sind, betrachten wir dies als unseren letzten Abend. Morgen geht es dann nach Kairo.
Kommentare sind geschlossen.